Loos-Haus, Wien

Das Haus ohne Augenbrauen am Michaelerplatz in Wien

Ganz in der Nähe der Hofburg  1 , direkt am Michaelerplatz 14, befindet sich das Loos Haus. Im Kontrast zur Hofburg  1  erhebt sich das Haus mit einfacher, geradezu schnöder Architektur – von konservativen Kritikern einst als "Haus ohne Augenbrauen" betitelt, da die Fenster keine Umrahmung aufweisen. Statt Schnörkel und Stuck ließ der Architekt Adolf Loos ausschließlich mathematisch-proportionierte, schmucklose Bauelemente in sein Haus einfließen – eine provokante Kritik an den prunkvollen Fassaden der Schlösser Wiens, das er Ende des 19. Jahrhunderts als "Potemkinsches Dorf", als aufgedonnert um den wahren ruinösen Zustand zu überdecken, bezeichnete.

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Kontroversen um das Loos Haus

Bei einem Ideenwettbewerb für ein neues Geschäftsgebäude des Schneiderunternehmens Goldman & Salatsch konnte kein geeigneter Entwurf gefunden werden. Daher beauftragte man im Jahr 1909 Adolf Loos mit dem Bau. Ursprünglich war ein anderes Konzept geplant, doch im Juli 1910 baute Loos, sehr zum Entsetzen der Wiener, eine glatte Fassade ohne großartige Verzierungen. Noch vor der Vollendung des Baus im Jahr 1911 löste das Loos Haus heftige Kontroversen aus. Es wurde sogar ein vorläufiger Baustop verhängt, der 1912 unter der Bedingung aufgehoben wurde, dass Loos an den Fenstern Bronzeblumenkästen anbringen müsse.

Die schmucklose Front des Loos Hauses soll Kaiser Franz Joseph so verärgert haben, dass er den Eingang am Michaelerplatz 14 jahrelang nicht mehr benutzte. Noch heute bietet das Loos Haus zu den verzierten Fronten der Hofburg  1  einen überraschenden Kontrast – ganz getreu dem Loos’schen Motto "Ornament ist Verbrechen", das er in seinen theoretischen Schriften erläuterte.

Besonderheiten des Loos Haus

Die Säulen des Gebäudes sollen eine Verbindung mit der Hofburg  1  und dem Michaelerplatz 14 erzeugen. Aufgrund des trapezförmigen Grundrisses des Loos Hauses erscheint der Platz sehr groß und weit. Eine weitere Besonderheit ist, dass sich in der äußeren Glaswölbung des Bauwerks die gesamte Fassade der Hofburg  1  spiegelt.

Das Innere des Loos Hauses ist mit Pyramidenmahagoni und Spiegeln ausgestattet - alle anderen Einrichtungsgegenstände wurden genauestens von Loos geplant. Die Möbel hatten Füßchen aus Eisen oder Kupfer, damit beim Reinigen nichts beschädigt wurde. Die Nietköpfe wurden nicht, wie es üblich war, verdeckt, sondern als Zierde verwendet. Im Erdgeschoss befand sich damals ein Schneidersalon und das erste Geschoss wurde für die Buchhaltung genutzt.

American Bar in der Nähe der Kärtner Straße

Seine Prinzipen verwirklichte Loos unter anderem im Ladenbau, bei der "American Bar" in den Jahren von 1908 bis 1909, die nahe der Kärntner Straße liegt, und als erster Wiener Kaffeehausarchitekt. Im Jahr 1931 entwarf er für die Firma Lobmeyr Gläser, die bis heute hergestellt werden.

Loos Architektur war wegweisend für die folgenden Generationen. Seine Forderung nach Funktionalität findet sich in der Zwischenkriegszeit unter anderem in der Werkbundsiedlung, in der Planung großer Gemeindebauten und sogar in dem Modell der "Frankfurter Küche", der ersten Einbauküche, entworfen von der Wienerin Margarete Schütte-Lihotzky, wieder.

Die Restauration des Loos Haus

Im Jahr 1989 wurde das sechsgeschossige Loos Haus aufwendig restauriert und ist heute Sitz der Raiffeisenbank. Das Haus wurde ursprünglich für die Herrenschneiderei Goldmann & Salatsch entworfen. Die rekonstruierten Schneidereiräume werden inzwischen für Kunstausstellungen genutzt.